Vortrag mit der "Letzten Generation" über die drohenden Folgen verfehlter Klimaschutzziele
Update: Weil im Diskussionsteil der Veranstaltung vom September auch Unterthemen wie "Politikverdrossenheit wegen falscher Priorisierung der aktuell abzuarbeitenden Krisen" oder soziale Ächtung im fossilkapitalistisch geprägten Familienkreis als beobachtete Phänomene aufkamen, werden wir im November zwei weitere Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit "Letzte Generation" Paderborn auf dem Unicampus veranstalten.
Die erste davon soll am 7. November um 18:00 in H3.203 stattfinden.
Die Nachfolgeveranstaltung findet am 21. November um 18:30 ebenfalls in H3.203 statt.
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Wir wissen seit fast genau 200 Jahren um die Existenz des Treibhauseffektes. Mit dem weiteren technischen Fortschritt, der sich auch in bessere Mess- und Berechnungsmethoden widerspiegelt, wurde ab 1958 über einen möglichen anthropogenen Treibhauseffekt spekuliert, der zum Ende des 20. Jahrhunderts zu einer traurigen Gewissheit wurde und im Kyoto-Protokoll als globalen Versuch Treibhausgasemissionen zu regulieren mündete. Von damaligen Zeitgenossen und heutigen Leugnern des Klimawandels als „Hockeyschlägerkurven“ verlacht waren diese alten Horror-Klimamodelle im Vergleich zum heutigen Forschungsstand sogar schon wieder zu optimistisch, weil man damals noch keine Ahnung von den irreversiblen Kippelementen im globalen Klimasystem hatte, die an höhere Durchschnittstemperaturen gekoppelt sind und nach ihrem Kippen kaskadenartig die bestehende Erwärmung schneller als bisher erwartet vorantreiben.
2015 auf der 15. UN-Klimakonferenz in Paris präsentierte die globale Klimaforschung das sogenannte „+1,5°C Ziel“ als harte Zahl, an die sich die Weltgemeinschaft zu orientieren habe. Bis zum Jahr 2100 dürfe sich demnach die globale Durchschnittstemperatur unseres Planeten nicht um mehr als 1,5°C erhöhen, wenn wir die Lebensgrundlagen unserer Spezies erhalten wollen. Diesem hehren Ziel schlossen sich alle 195 UN-Mitgliedsstaaten an, gaben sich in ihrer Beschlussfassung aber auch mit einer Erhöhung um maximal +2°C zufrieden. In der politischen Praxis allerdings arbeiten die einzelnen UN-Mitgliedsstaaten stattdessen bisher auf eine globale Erwärmung von +2,6 bis +3,1°C hin, und ignorieren es geflissentlich wenn sie deswegen immer wieder qualifiziert angeprangert werden. Sogar harte Zahlen wie das +1,5°C Ziel und das daraus berechnete Restbudget an noch möglichen globalen Emissionen, werden politisch als eine leicht formbare Verhandlungsmasse aufgefasst ‒ ganz so als ob auch das eigene Körpergewicht komplett vom persönlichen Verhandlungsgeschick mit der Erdanziehungskraft abhinge.
Mit der wohl so ziemlich unradikalsten, und unkontroversesten politischen Forderung ever ‒ dass sich unsere rechtsstaatlich verfassten Regierungen doch bitte an ihre eigenen Ziele halten sollen, um so dem eigenen Verfassungsauftrag in Artikel 20a nachzukommen ‒ tritt seit Anfang 2022 die „Letzte Generation“ in ihrer Protestform als öffentlicher Störer auch in Deutschland in Erscheinung, um publikumswirksam auf diesen untragbaren Zustand von zeitlicher Verschleppung und Untätigkeit im politischen Tagesgeschäft hinzuweisen. Statt nun aber den benannten und Allen bekannten Grund für diesen politischen Protest zu beseitigen, wird der „Letzten Generation“ hingegen ihre politische Aussage aberkannt, um sie als vermeintlich apolitische Störer rein strafrechtlich und ohne große Kontroverse verfolgen zu können. Zur einseitig deklarierten politischen Delegtimation des Protests gesellt sich zudem die prominente und unterirdischste Hetze aus dem Hause Axel Springer, die erneut und wie schon zur Zeit von Rudi Dutschke dem entsprechend geneigten Leser die Option der Selbstjustiz – natürlich völlig unverbindlich ‒ nahelegt, so dass einzelne Passanten inzwischen meinen auf wehrlose Sitzblockaden einprügeln zu müssen.
Die Antiproportionalität zwischen maximaler Repression auf der einen und der minimalsten Forderung das schon geltende Recht bloß einzuhalten auf der anderen Seite sollte doch eigentlich verwundern. Weshalb wir am 21. September zu einem Vortrag mit der „Letzten Generation“ im AStA-Stadtcampus einladen, um uns mit dieser eigentlich schon längst beschlossenen Minimalforderung zu befassen, und welche gravierenden weltweiten Folgen uns alle stattdessen erwarten, wenn alles innovativ und technologieoffen mit mindestens +2,6°C Erderwärmung wie bisher weitergeht.
Der Vortrag mit der anschließender Diskussion um die politischen Handlungsmöglichkeiten unter solch kuriosen Umständen findet am 21. September um 18:00 Uhr im 6. OG des AStA-Stadtcampus statt.
Mach mit:
Während der dunklen Zeit nach Vereinbarung.
Projektbereich Eine Welt
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